Wozu es einen internationalen Frauentag braucht!?

Janine Burkhardt

In diesen Tagen mit den schrecklichen Bildern des Krieges in der Ukraine im Kopf, fällt es schwer sich auch anderen wichtigen Themen zu widmen. Wir dürfen sie trotzdem nicht vergessen.

Die Nachrichten rund um die Corona-Pandemie sind in den Hintergrund gerückt. Dennoch hat diese Pandemie große Auswirkungen auf Frauen. Nach einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung gab jede fünfte Frau an, ihre Arbeitszeit zu verkürzen, um für die Kinderbetreuung sorgen zu können. Der Anteil der Väter hingegen lag mit gerade mal sechs Prozent deutlich niedriger. Menschen mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen standen bei der Corona-Politik weitaus weniger im Fokus, obwohl gerade diese unter der höchsten Belastung litten. Grundsätzlich sind Schulen und Kitas zwar offen, jedoch lässt sich der Betreuungsbedarf gerade durch häufige Infektionen oder Quarantäne-Anordnungen von Kindern kaum vorab planen. Vielfach zeigt sich das „traditionelle“ Rollenverständnis, nachdem die Frau die Rolle der Mutter und dem Vater die Rolle des Ernährers zugeschrieben ist. Dieses Rollenverständnis wird auch durch den Gender-Pay-Gap verfestigt. Noch immer verdienen Frauen durchschnittlich 18% weniger als Männer. Vom 1. Januar an arbeiteten Frauen 66 Tage umsonst! Das ist nicht tragbar. Aus ökonomischen Gründen ist es nur logisch, dass die Person zu Hause bleibt, die weniger verdient, und das sind vielfach Frauen.


Diese arbeiten häufiger in sogenannten „Frauenberufen“ (beispielsweise in der Pflege oder Erziehung). Diese Berufe wurden seit Beginn der Pandemie als systemrelevant bezeichnet, wofür es viel Applaus gab (obwohl in diesen Bereichen schon zuvor enorm viel geleistet wurde). Eine wirkliche Anerkennung für die beiden Jahre der zusätzlichen hohen Belastung bleibt jedoch aus. An den schlechten Arbeitsbedingungen hat sich wenig geändert, insbesondere in der Pflege. Statt substanzieller Verbesserungen, erhalten beispielsweise Pflegekräfte nur einen einmaligen Bonus.
Schluss mit leeren Versprechen, Schluss mit dem Herauszögern der Lohngleichheit! Wir haben lange genug gewartet, es ist längst fünf nach zwölf. Gleiche Bezahlung bei gleicher Tätigkeit ist die Mindestvoraussetzung für Gleichberechtigung. Nicht nur der Lohn, sondern auch die Arbeitsbedingungen müssen sich grundlegend zum Besseren wandeln. Das gilt insbesondere für die Pflegeberufe, die Zustände dort sind für Pflegende und Gepflegte unwürdig und nicht länger hinzunehmen. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss endlich gewährleistet sein. Frauen dürfen nicht vor der Wahl stehen: kümmere ich mich um die Familie oder gehe ich arbeiten? Es müssen endlich genug Kindertagesstätten geschaffen werden, damit sich diese Frage nicht mehr stellt. Dazu bedarf es aber auch guten Arbeitsbedingungen für die Erziehenden. Wenn Frauen ökonomisch gleichgestellt sind, gleichberechtigten Zugang zu sämtlichen Berufen haben und die Kinderbetreuung und Sorgearbeit nicht mehr „Frauensache“ ist, sind wichtige Hürden genommen. Gleichzeitig braucht es aber auch ein Umdenken und ein mehrheitlich anderes Handeln der Männer. Frauenemanzipation ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das nur gemeinsam verwirklicht werden kann. Kämpfen wir also gemeinsam mit Männern und allen die mit unserer Sache solidarisch sind gegen überholte Rollenvorstellungen und sexistische Strukturen.Dafür braucht es den internationalen Frauentag.